Der germanische Volksstamm der Friesen findet erstmals 12 v. Chr. bei dem römischen Reiteroffizier und Schriftsteller Plinius dem Älteren Erwähnung: „Und indem sie den mit den Händen ergriffenen Schlamm mehr im Winde als in der Sonne trocknen, erwärmen sie ihre Speise und die vom Nordwind erstarrten Glieder durch Erde.“ Schon zu dieser Zeit wurde also im Land der Friesen mit Torf geheizt. Ebenso früh besiedelten die Friesen nicht nur das Marschenland sondern auch das Land in der Gezeitenzone, was ihnen der Bau von Wurten oder Warfen ermöglichte. Warfen sind meist kreisrunde oder bogenförmige künstlich aufgeschüttete Siedlungshügel in Überschwemmungsgebieten, die sich aus dem flachen Land erheben. Schiffsbau, Salzgewinnung, Fischerei und Bernsteinfunde, Getreideanbau in den Marschen und Viehzucht waren die Pfeiler der friesischen Wirtschaft.
Bereits im ersten Jahrhundert lehnten sich die Friesen, die zunächst das Gebiet zwischen Rhein und Ems besiedelten, gegen die römischen Unterdrücker auf. Letztere konnten den Friesenaufstand nur mit großen Verlusten niederschlagen.
785 fiel das Gebiet der Friesen unter Karl dem Großen an die Franken. Infolgedessen wurden die Friesen weiträumig christianisiert. Im 9. und 10. Jahrhundert dehnten die Friesen ihr Siedlungsgebiet schließlich weiter nach Osten und Norden bis an die dänische Grenze aus und nahmen auch die vorgelagerten Inseln in Siedlungsbesitz. Um 1000 herum begannen sie bereits mit dem Deichbau, ihrer mit Sicherheit größten kulturellen Leistung. Der Beginn des systematischen Deichbaus und der Landeindeichungen in größerem Stil als zuvor, bedeutete zugleich auch das Ende des Warfenbaus.
Schließlich gelang es Ihnen, die von den Frankenkönigen eingesetzten Grafen zu vertreiben und eine Jahrhunderte lang währende Unabhängigkeit, die sogenannte Friesische Freiheit, schloss sich vor allem auf dem Gebiet des heutigen Ostfrieslands an. Die Friesischen Bauern organisierten sich freiheitlich und genossenschaftlich und im Gegensatz zum übrigen Europa konnte sich im Land der Friesen kein feudalistisches System etablieren. Die in sieben Landesgemeinden organisierten Friesen waren lediglich dem Kaiser unterstellt und trafen sich einmal im Jahr am Upstalsboom. Bis ins 13. Jahrhundert hinein waren sie das bedeutendste Seefahrervolk der Nordsee, nahmen aber auch eine führende Rolle im Ostseehandel ein. Über die russischen Flüsse hinunter trieben sie Handel mit Byzanz und bezogen von dort Gewürze und Seide. Ihre Vormachtstellung im Nordseehandel büßten sie schließlich durch die aufkommende Hanse ein und später wurde Ostfriesland von Friedrich dem Großen für Preußen in Besitz genommen.
Gott schuf das Meer
Bereits in der Jungsteinzeit wurden die Auenwälder gerodet und weitläufige Heidelandschaften konnten sich auf den ehemaligen waldbestandenen Landstrichen Norddeutschlands entwickeln. In den letzten 2000 Jahren ist dann kaum eine Landschaft Mitteleuropas so stark vom Menschen überformt worden, wie das Marschenland der Nordseeküste. Bereits im 1. Jh. v. Chr. begann die große Verlandung. Sie vollzieht sich in der Regel über das Zwischenstadium der Flachmoorbildung und wird an flachen Meeresküsten durch Wasserbaumaßnahmen wie Deichbau und Lahnung (vor allem im 11./12. Jh.) gefördert. Die flachen Deiche werden bei Hochwasser überflutet und angeschwemmter Sand und Schlick kann sich jenseits der Deichlinie ablagern. Auf diese Weise rangen die Friesen dem Meer immer wieder Land ab. Um das Marschenland, eines der größten natürlichen Weidegebiete im Westen Europas besiedeln zu können, wurden landseitig der Deiche schnurgerade Entwässerungslinien angelegt. Eine weitflächige Aufsiedlung der niedrigen Marschen war die Konsequenz. Der Deichbau nahm im Mittelalter solche Ausmaße an, dass der sogenannte „goldene Reif“ entstand, der sich um ganz Friesland herumzieht.
Auf der anderen Seite nagte das Meer immer wieder an der Küste und wollte das fruchtbare Marschenland, welches es dem Menschen überlassen hatte, zurückerobern, so dass sich in der Nordsee ebenso zahlreiche untergegangene Warfen, Kirchen, Felder, Sielzüge und Deiche aber auch versunkene Inseln befinden. Dies gelang dem Meer besonders gut dort, wo großflächig Salztorfe abgebaut wurden, da mit dem Abbau der Torfe eine Tieferlegung der Landoberflächen einhergeht. So konnte sich das Wattenmeer nach Sturmfluten die tieferen Landflächen einverleiben.
Historische Kartensind Zeugen dieser spannenden Landschaftsentwicklung. Sie dokumentieren Meereseinbrüche, wie die des Dollarts und des Jadebusens, die dafür sorgten, das beispielsweise Städte wie Jever über Priele und Sielemit der Nordsee verbunden waren. So gibt es heute in Jever noch einen ehemaligen Hafen zu besichtigen.